147 km / 4345 Hm / 6:31:13 h
853. (3563) Gesamt
Der Maratona dles Dolomiti stellte 2003 meinen Saisonhöhepunkt dar. Nachdem mich über den Winter und auch noch im Frühjahr ein Virus nach dem anderen heimsuchte, kam ich in der Vorbereitung doch noch auf etwa 6500 km und knapp 40000 Höhenmeter.
Ich reiste am Vortag zusammen mit meinem Vater (Chauffeur, Zuschauer und Fotograf) an, um in St. Kassian Quartier zu beziehen. Das Gadertal war bereits fest in Radfahrerhand, schließlich hatten sich etwa 8000 Teilnehmer angemeldet. Vom Rahmenprogramm am Vorabend versprach ich mir allerdings etwas mehr. Ausser einer Miniaustellung war nicht viel geboten. Gott sei Dank entschlossen wir uns schon früh, die Kohlehydratspeicher nochmals aufzufüllen. Die meisten Restaurants waren bald hoffnungslos überfüllt.
Am nächsten Morgen hieß es dann bereits um kurz vor fünf aufzustehen, um rechtzeitig am Startplatz in La Villa einzutreffen. Zwar konnte man schon erahnen, dass das Wetter herrlich werden würde, doch zunächst war es bitter kalt. Meine Startgruppe befand sich auf einem Parkplatz. Dort tummelten sich mindestens 2000 Radfahrer, die alle darauf warteten, durch eine etwa 5 Meter breite Ausfahrt das Rennen aufzunehmen. Nachdem der Startschuss ertönte dauerte es sicherlich noch 15 Minuten, ehe ich mich auf den Weg machen konnte – zunächst allerdings nur im Schrittempo, das Gedränge war einfach zu groß.
Nachdem ich auf den ersten Kilometern nach Corvara so langsam Fahrt aufgenommen hatte, stellte sich das nächste Hindernis in den Weg. Am Beginn des Campolongopasses stockte das Feld wieder gewaltig und man konnte froh sein, wenn man nicht anhalten musste. Nach den ersten Kehren zog sich das Feld dann aber in die Länge und von nun an konnte ich ungehindert mein Tempo fahren. Auf die kurze Abfahrt vom Campolongopass folgte der erste richtige Anstieg auf das Pordoijoch. Die etwa 10km lange Steigung führt über weite Kehren und gut 600 Höhenmeter zum höchsten Punkt des Marathons, ständig im Blick die grandiose Sella-Gruppe. Die Abfahrt bis zum Abzweig Sellajoch und der anschließende Anstieg bis zur Passhöhe stellen keine größeren Schwierigkeiten dar. Auch der nächste Abschnitt bis zum Grödnerjoch dürfte geübten Pässefahrern nicht schwer fallen. Im Gegenteil, die wunderbare Dolomitenlandschaft zieht einen in ihren Bann. Bevor ich die etwa 10km lange Abfahrt zurück nach Corvara in Angriff nahm, füllte ich erst wieder meine Trikottaschen mit Verpflegung. Auf der Abfahrt selbst stellte sich mal wieder heraus, dass einige glaubten, dort entscheidenden Boden gutmachen zu können. Geradezu halsbrecherisch schossen einige Unverbesserliche an mir vorbei.
Während nun in Corvara diejenigen, die sich für die kurze Runde entschieden hatten, bereits im Ziel waren, ging’s für den Rest erst nochmals über den Campolongopass, ehe in Arabba dann die Ostschleife in Angriff genommen werden mußte. Bis dorthin kannte ich bereits die Strecke, nun begann Neuland. Es folgte das einzige Stück, das halbwegs eben verläuft. Ich befand mich glücklicherweise in einer gut funktionierenden Gruppe und so konnte ich für die noch ausstehenden Anstrengungen nochmals Energie tanken. Nach dem Minipass Colle Santa Lucia erwartete mich der mit knapp 1000 Höhenmetern schwerste Pass des Marathons, der Passo di Giau. Dort konnte ich eher unerwartet enorme Kräfte mobilisieren, und mit 51 Minuten bis zur Passhöhe eine für meine Verhältnisse super Zeit hinlegen. Auf der Passhöhe selbst ließ ich mir es aber nicht nehmen, das herrliche Panorama kurz zu genießen und die gut organisierte Verpflegungsstation zu nutzen. Schließlich gab es auf der folgenden Abfahrt aufgrund der sehr kehrenreichen Streckenführung kaum Gelegenheit dazu.
Dolomitenstraße. Zwar standen noch zwei Pässe auf dem Programm, der Valparola ist allerdings nur eine Zugabe des Falzarego, etwa weitere 100 Höhenmeter von dessen Passhöhe entfernt. Dort stießen dann auch wieder Fahrer der mittleren Runde zu uns, allerdings mit teilweise schon sehr schweren Beinen oder gar zu Fuß. Auf der anschließenden Abfahrt hab ich leider wieder einige Plätze verloren, naja sei’s drum! Hauptsache heil im Ziel und nach 6:30 Stunden war’s dann auch so weit. Trotz großem Gewühle im Zielbereich in Corvara hab ich meinen Vater schnell gefunden, der noch ein paar „Finisher“-Fotos schoss, bevor ich in der „Pasta“-Halle meine leeren Energiedepots wieder füllte.
Insgesamt war die Veranstaltung rundum gelungen. Traumwetter, Traumlandschaft, komplett abgesperrte Strecke und eine sehr gute Organisation. Darum bin ich fest entschlossen, auch nächstes Jahr wieder dabei zu sein (mit der 6-Stunden-Marke im Hinterkopf :-).