136 km / 4034 Hm / 5 Pässe (Cluses – Bourg-Saint-Maurice)
Die erste Etappe war gleich ein richtiger Höhepunkt: fünf Pässe durch tolle Landschaft bei idealen äußeren Bedingungen. Da wieder ziemlich hohe Temperaturen zu erwarten waren, machten wir uns schon ziemlich früh auf den Weg. Nach wenigen Kilometern einrollen ging’s auch schon in die erste Steigung zum Col de la Colombiere. Bis zum etwa 1000m hoch gelegenen Dorf La Reposior nicht weiter aufregend, dann verlässt man jedoch den Wald und kann die Aussicht auf die umliegende Bergkulisse genießen — vorausgesetzt, die immer steiler werdende Straße lässt das noch zu. Vor allem die letzten drei Kilometer warten immer wieder mit Steigungen um die 10% auf, ehe man den Pass erreicht. Auf der nicht weiter schwierigen Abfahrt passierten wir Le Grand Bornand und fuhren weiter nach Clusaz, beides Touristenzentren, die auch im Sommer erahnen lassen, was hier im Winter los ist.
Der zweite Pass des Tages war sportlich gesehen keine große Herausforderung — weder besonders steil noch besonders lang. Landschaftlich hingegen überzeugt der Col des Aravis aber auf jeden Fall. Insbesondere der Blick von der Passhöhe auf das Mont Blanc Massiv ist überwältigend. Bezüglich der Abfahrt sei noch erwähnenswert, dass man auf der zweiten Hälfte eine ganz nette Schlucht durchfährt, wobei der Straßenbelag allerdings sehr zu wünschen übrig ließ.
Mit dem Col des Saisies ging’s auch schon gleich wieder bergauf. Auch dieser Pass ist nicht unbedingt schwer, doch gegen Ende ziehen sich die Kilometer schon ganz schön. Auch hier folgte der Höhepunkt wieder auf der Passhöhe mit freiem Blick auf den gigantischen Mont Blanc. Auf der anschließenden Abfahrt konnte ich richtig gut Tempo machen. Endlich mal vernünftiger Straßenbelag und im unteren Teil kaum Kehren.
Im Tal angekommen, wählte ich zum ersten Mal bei dieser Tour eine andere Variante als mein Vater im Begleitfahrzeug und folgte nicht der eher lebhaft befahrenen D925, sondern zweigte in Beaufort zum Col du Pre ab. Auch dieser Pass wird wie die drei anderen davor regelmäßig während der Tour de France ins Programm genommen. Nach bereits 2500 Höhenmetern war dieser Anstieg schon ein ganz schön gemeiner Brocken. Jeden Kilometer weist ein Hinweisschild am Straßenrand auf die noch zu fahrenden Kilomter, die aktuelle Höhe und vor allem auf die durchschnittliche Steigung auf dem folgenden Kilometer hin. Bitter dabei ist, das der Pass kontinuierlich steiler wird und schließlich auf dem vorletzten Kilometer immerhin 10,7% zu bewältigen sind. Sinnvoll war es auf jeden Fall, mit dem Begleitfahrzeug die Hauptstrecke zu benutzen, denn die Passstraße ist größtenteils nur einspurig und teilweise recht ruppig. Kurz nach der Passhöhe wurde ich dann allerdings von einem wunderbaren Ausblick auf den Barrage de Roselend entlohnt. Postkartengerecht liegt einem dieser türkisfarbene Stausee geradezu zu Füßen.
Nach kurzer Abfahrt führte die Strecke direkt über die Staumauer und weiter zum vereinbarten Treffpunkt an der Einmündung auf die D925 direkt am See.
Frisch gestärkt (Cola mit Pain au Chocolat) stand mit dem Cormet de Roselend schließlich der letzte Pass des Tages auf dem Programm. In hochalpiner Landschaft führen bei mäßiger Steigung überwiegend weite Kehren zum Pass. Die Abfahrt zum Etappenziel nach Bourg-Saint-Maurice ist zweigeteilt. Während man im oberen Teil Höchstgeschwindigkeiten fahren kann (1a Belag, kaum Kurven), wurde es nach unten hin immer enger und kurvenreicher. Vor allem ein paar unerfahrene Motorradfahrer erforderten nochmals die volle Konzentration.
Fazit dieser Etappe: absolut empfehlenswert, doch eine gewisse Grundkondition sollte man schon mitbringen, dass es auch bis zum Schluss Spaß macht.