KÖUTUM

43 km / 2800 Hm / 9:20:00 h

KÖUTUM? Kleiner-Ötztaler-Urlaubs-Trail-Ultra-Marathon, so taufte mein Mitläufer Sebastian unsere gemeinsame Tour durch die Ötztaler Alpen.

Apropos Mitläufer. Vor ein paar Wochen kündigte ich hier die Tour bereits an. Und prompt meldete sich Sebastian, den ich beim 1. Taunus Trailrunning-Wochenende kennenlernte und mit dem ich zusammen den Zugspitz-Ultratrail bezwang, dass er zu der Zeit in Tirol im Urlaub wäre und mich gerne begleiten würde.

Perfekt! Morgens, pünktlich um kurz vor sieben, lieferte ihn seine Frau in Vent (1900 m) ab. Bei traumhaften Bedingungen machten wir uns sofort auf den Weg. Zunächst führte ein breiter Wanderweg nur leicht ansteigend bis zu den Rofenhöfen. Nachdem wir dort eine Hängebrücke überquert hatten, folgten wir im weiteren Verlauf dem wunderschönen Pfad Richtung Süden. Die Luft war noch frisch, das grün satt und die Beine frisch, sodass wir recht flott vorankamen und bald die erste Hütte, das Hochjochhospiz (2413 m) erreichten. Die ersten Fotos wurden geknipst, Sebastian holte sich einen Stempel für das Hüttenbuch seiner Tochter und weiter ging’s.

Nach einer zweiten Hängebrücke nahm nun die Steigung etwas zu und die Landschaft wurde zunehmend hochalpin. Und obwohl nun auch die Sonne schon ganz schön runterdrückte, waren wir immer noch laufend unterwegs. Wir erreichten den Hochjochferner (bzw. was davon übrigblieb) und kurz darauf die Hütte Schöne Aussicht (2842 m). Der Name ist hier Programm: die (noch) schneebedeckten Berge und zum ersten Mal der Blick auf die italienische Seite ins Schnalstal.

Nun war erst mal Orientierungssinn gefragt. Der weitere Weg zum Berghotel Grawand und zum gleichnamigen Gipfel erschloss sich uns nicht unmittelbar. Letztendlich haben wir aber doch den Pfad, vorbei an den Resten der Pisten des Sommerskigebiets, gefunden. Durch teilweise loses Geröll ging’s hier steil nach oben. Bei einer Höhe von um die 3000 m kein Wunder also, dass wir inzwischen etwas kurzatmiger unterwegs waren.

Am Hotel angekommen, mischten wir uns erst mal (zwangsweise) unter die Turnschuh- und Sandalentouristen. Während wir bereits über drei Stunden unterwegs waren, ließen sich diese bequem per Seilbahn vom Schnalstal aus hochgondeln. Unseren Spaß aber trübte dies keinesfalls. Nach kurzer Stärkung auf der Sonnenterasse (3100 m, über 20 Grad warm!) genossen wir auf dem Gipfel des Grawand (3151 m) unseren Exotenstatus als Trampelpfadläufer. Spätestens als wir nicht wieder zum Hotel zurückkehrten sondern dem ausgesetzten Abstieg über den Steig Richtung Südosten folgten, waren uns respektvolle Blicke der Sommerfrischler sicher!

Die Gratüberschreitung erforderte allerdings volle Konzentration. Viele lose Brocken erschwerten das Weiterkommen. Besonders steile Passagen waren mit Stahlseilen gesichert. Auf Höhe des Finailsees (inkl. geologischer Fundstellen, 2709 m) gab es aber auch immer wieder sehr flowige Abschnitte. Nach eineinhalb Stunden waren wir schließlich wieder 1300 Höhenmeter abgestiegen.

Vor uns lag nun – fast schon kitschig schön – der türkisfarbene Vernagt-Stausee. Diesem folgten wir nun auf einem wunderschönen Trampelpfad etwa 150 Höhenmeter über dem See gelegen. Perfekte Szenerie, um Bilder für den nächsten Schnalstal-Prospekt zu schießen.

Es folgte eine weitere Apfelschorlepause am Tisenhof (1814 m), bevor wir den zweiten großen Anstieg hinauf zur Similaunhütte in Angriff nahmen. Nach nur wenigen hundert Metern mit ein paar Bäumen waren wir nun am frühen Nachmittag gnadenlos der Sonne ausgesetzt. Unser hohes Tempo mussten wir bald drosseln, um keinen „Motorplatzer“ zu riskieren, immerhin waren wir bereits 28 Kilometer und über sechs Stunden unterwegs. Die letzten Höhenmeter zur Hütte, kehrenreich durch steilen Fels, boten landschaftlich wieder das volle Programm – sehr schön! Auf der Similaunhütte (3016 m) gönnten wir uns nun eine „lange“ Pause (naja, immerhin 30 Minuten). Gestärkt durch Speckknödelsuppe bzw. Minestrone und alkoholfreiem Weizen lag „nur“ noch der Abstieg nach Vent vor uns – nochmals 1200 Höhenmeter bergab.

Zuvor wurden wir schon auf ein längeres Schneefeld hingewiesen, das aufgrund der hohen Temperatur sehr sulzig wäre und etwas mehr Zeit kosten würde. Das Gegenteil stellte sich heraus. Weich ja, aber schnell – und wie! In bester Kilian-Jornet-Manier rasten wir durch den Schnee – was für ein Spaß!

Im weiteren Verlauf scherten wir uns nicht wirklich darum, wo denn der offizielle Weg verlief. Wir bahnten uns unseren eigenen Pfad durch das breite Hochtal mit nur mäßigem Gefälle, überquerten immer wieder kleinere Bachläufe (trockene Füße hatten wir seit dem Schneefeld eh nicht mehr) und erreichten bald die Martin-Busch-Hütte (2501 m), unsere letzte Zwischenstation vor Vent. Dort ernteten wir wieder reichlich verwunderte Blick nach der Frage, ob wir denn durch die Berge laufen würden und wo wir denn herkämen. Klar, auch von Vent wie die meisten anderen dort, doch nicht auf direktem Wege, sondern in großem Bogen über zwei 3000er!

Die letzten Kilometer kann man entweder als lockeres Auslaufen bezeichnen oder – ehrlicherweise – als zähes Kilometerschrubben auf ausgelatschtem Fahrweg. Trotzdem ließen wir uns es in Vent nicht nehmen, am Auto erst mal vorbeizulaufen, um noch ein paar hundert Meter draufzupacken und letztendlich mit 43 Kilometern den Ultra voll zu machen. Nicht zu vergessen die insgesamt 2800 Höhenmeter im Auf- und Abstieg.

Am Ende waren Sebastian und ich uns einig, eine absolute Traumtour gemeistert zu haben, an einem Tag, der für solch ein Vorhaben nicht besser hätte sein können. Gerne wieder!

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