56,6 km / 1400 Hm / 5:32:00 h
55. (126) Männer
Ein Wettkampftag kann ganz schön lang sein. So auch der 23.09.2012, an dem ich acht Wochen nach dem Swissalpine meinen zweiten Ultramarathon bestritt.
4:45 Uhr
Ökologisch korrekt hatte ich mich entschieden, mit dem Zug anzureisen. Einziger Nachteil: Aufstehen mitten in der Nacht.
5:24 Uhr
Abfahrt von Nordendorf, über Augsburg, nach Kempten. Eigentlich nicht weiter erwähnenswert. Interessant allerdings das Publikum ab Augsburg: Betrunkene und Wanderer.
7:30 Uhr
Ankunft in Kempten. Ich hatte mein MTB dabei, um vom Bahnhof zum Start zu fahren. Bereits hier war Orientierungssinn gefragt, ohne Navi vom Handy hätte ich den Start wohl verpasst.
8:00 Uhr
Bei der Nachmeldung und Startnummernausgabe ging’s recht chaotisch zu. Die Nachmeldeformulare waren aus und es mussten erst wieder welche kopiert werden. Schließlich gelang es mir doch noch, meine Meldegebühr von 39 Euro zu entrichten. Die Umkleiden erwiesen sich als Abstellkammer, machte alles einen sehr improvisierten Eindruck.
9:00 Uhr
Pünktlicher Startschuss. Bei noch frischen 10 Grad machten wir „Ultras“ uns zusammen mit den 30-km-Läufern auf den Weg. Bereits nach zwei Kilometern führte ein herrlicher Singletrail aus Kempten heraus.
10:00 Uhr
Mit dem Blender war nach zehn Kilometern der erste Hochpunkt erreicht und die ersten 300 Höhenmeter überwunden. Der höchste Punkt der Runde folgte bei Kilometer 16. Die Strecken wechselten zwischen kurzen Asphaltabschnitten, Feld- und Wiesenwegen und überwiegend Forstwegen. Meinen angepeilten 6er Schnitt hielt ich noch locker, trotz des ständigen Auf und Abs.
11:00 Uhr
Bei Kilometer 20 war nach wie vor alles im grünen Bereich. Ich nutzte eine weitere hervorragend bestückte Labestelle zur Stärkung, um die nächste Steigung mit knapp 200 Höhenmetern in Angriff zu nehmen. Das Feld hatte sich inzwischen sehr in die Länge gezogen, so dass man teilweise weder nach vorne noch nach hinten Sichtkontakt zu weiteren Läufern hatte. Dies wurde mir bei Kilometer 27 leider zum Verhängnis. Ich verpasste einen Abzweig und rannte erst mal auf dem vermeintlichen Hauptweg weiter. Dass man ein Kilometerschild übersieht, kann schon mal passieren, doch allmählich kam es mir komisch vor, dass gar niemand mehr zu sehen war. Als dann auch das 29er Schild ausblieb, kehrte ich schließlich um. Ich war doch tatsächlich über zwei Kilometer in die falsche Richtung gelaufen, alles in allem kostete der „Umweg“ 25 Minuten. Am schlimmsten war allerdings, dass mir dieser Faupax moralisch extrem zusetzte. Kurzzeitig dachte ich sogar ans Aussteigen.
12:00 Uhr
Aber auch solche Situationen wollen gemeistert werden. Ich riss mich also zusammen und fing an, Läufer um Läufer wieder „einzufangen“. Inzwischen war’s recht sonnig geworden und die Temperaturen dürften die 20-Grad-Marke erreicht haben.
13:00 Uhr
Die Marathondistanz war geschafft. Ab dort führten die letzten Kilometer hauptsächlich bergab.
14:00 Uhr
Das dicke Ende kam zum Schluss. Nach fünf Stunden beziehungsweise 50 Kilometern auf den Beinen musste zunächst nochmals eine giftige Steigung gemeistert werden, ehe es auf dem extrem steilen „Kreuzweg“ bergab Richtung Ziel ging. Die Folge war ein heftiger Oberschenkelkrampf, den ich Gott sei Dank wieder relativ schnell los wurde.
14:32 Uhr
Zieleinlauf! Ein hartes Stück Arbeit lag hinter mir. Statt der offiziellen Streckenlänge von 51,5 km zeigte mein GPS 56,6 km an (und immerhin 1400 Höhenmeter), inklusive meiner „Ehrenrunde“ klappte es also doch noch mit meinem angepeilten Ziel, einen 6er Schnitt zu laufen. Statt Platz 55 von 126 gewerteten Männern auf der langen Distanz wäre allerdings wohl ein Platz um die 40 drin gewesen.
18:00 Uhr
Nach erneuter Zugfahrt (dieses Mal nur Wanderer auf dem Heimweg) ging ein gelungener Wettkampftag zu Ende.